Impressionen aus Eiberg
Feb.
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Die Mariannenbahn – Geschichte einer alten Pferdeschleppbahn

13.02.2020

In der sehr gut besuchten Veranstaltung ging Referent Christian Schlich zunächst auf die Familie von Elverfeldt ein, die im Wittener und Bochum-Dahlhauser-Raum zu den frühen Pionieren der Ruhrbergbaues zählt. Auch in Dahlhausen, in der Nähe der Eiberger Grenze, wurde zu Beginn des 18. Jahrhunderts die Stollenzechen General 1 bis 5 durch den Generalleutnant Friedrich Christian Freiherr von Elverfeldt (1699-1781) gemutet und angelegt. Seine Nachfahren führten die Bergbauaktivitäten fort und unterstützten sogar die Schiffbarmachung durch den Bau zweier Schleusen.

Letztlich war es Ludwig Freiherr von Elverfeldt (1793-1873), der in Wattenscheid-Höntrop mehrere Kohlegruben zur Zeche Maria Anna & Steinbank konsolidierte und deren Haupteigentümer war. Er suchte nach Absatzwegen seiner Kohlen und nutze zuerst den von seinem Vater Levin 1814 begonnenen Horster Erbstollen zur Lösung des Grundwassers als unterirdischen Transportweg zur Ruhr. Doch die Wirtschaftlichkeit war aufgrund der geringen Transportkapazitäten nicht gegeben, sodass Ludwig von Elverfeldt auf eigene Rechnung und Risiko eine leistungsfähigere Pferdeschleppbahn von Höntrop über Eiberg und Horst zur Ruhr hin über Land bauen ließ. Um später auch auf Dampflokbetrieb umstellen zu können, legte er die Normalspur mit 1435mm Weite zugrunde, die noch heute bei der Bahn AG benutzt wird. Sein Verwalter, Friedrich Scherenberg, verhandelte 1852-53 mit den Grundeigentümern und kaufte bzw. pachtete die benötigten Flächen an. Das Gleis bestand aus eisernen Schienen, die auf einzelnen behauenen Sandsteinblöcken (siehe Bild) lagerten und mit Eisenstangen zusammengehalten wurden. So konnte die rund 6,2 km lange Pferdeschleppbahn, die im Volksmund auch „Mariannenbahn“ genannt wurde, am 1. März 1854 ihren Betrieb aufnehmen. Die steile Bergabfahrt im Bereich des Lindkenshoferweges in Horst zur Ruhrniederung führte jedoch zu zahlreichen spektakulären Unfällen, die erheblichen Protest auslöste, sodass ein Polizeireglement erlassen und ein eigener Bahnmeister angestellt wurde. Die Pferde stellten die Bauern Gerdes in Höntrop und der Bauer Knühl in Horst.

Nach nur 6 Jahren Betrieb wurde die „Mariannenbahn“ aufgegeben, nachdem die Zeche Maria Anna & Steinbank 1861 in die Insolvenz geriet und geschlossen wurde. Heute erinnert wieder ein Straßenname in Essen-Horst an diese alte Pferdeschleppbahn mit Lokomotivspur, die in ihrer Ausführung und Länge einzigartig war und ein Stück Bergbau- und Eisenbahngeschichte im Ruhrgebiet darstellt. Der Name „Maria Anna“ stammt von der Mutter des Ludwig von Elverfeldt.

Am 30.11.2019 wurde vom Heimatgeschichtskreis Eiberg eine Denkmaltafel, die an die Mariannenbahn erinnert, aufgestellt. Und im Jahr 2018 wurde auch ein Schnadegang auf den Spuren der Mariannenbahn durchgeführt.

Bilder: Archiv C.Schlich

Karte von 1857  Kuxschein AnnaMaria und Steinbank  Alter Schwellenstein

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Quelle: http://www.eiberg-heimatgeschichtskreis.de/blog/212/die+mariannenbahn+%e2%80%93+geschichte+einer+alten+pferdeschleppbahn