Oben in Eiberg
Feb.
20

Das Schulwesen in Eiberg vor 125 Jahren

20.02.2025

In seinem Vortrag ging der Vorsitzende Christian Schlich auf die Situation des Schulwesens vor 125 Jahren in unserer Heimat ein.

Da die Schulen früher kirchliche Einrichtungen und meist unweit der Kirchen waren, mussten die Kinder bis zur Laurentiusschule nach Steele laufen. Dabei wurde streng nach Konfessionen unterschieden. Verständlicherweise beklagte die Elternschaft schon in der Mitte des 19. Jahrhundert die sehr weiten Strecken für die Schüler, die sie ja bei Wind und Wetter auf den damals sehr schlechten Wegen zurücklegen mussten.

Erst 1866 baute man in Oberhorst die Kath. Horst-Eiberger-Schule für die entfernten Teile von Horst und Eiberg an der Dahlhauser Straße/ Ecke Imandtstraße. Die Schule sowie später auch die angrenzende Straße wurden später nach der dort über 50 Jahre lang wirkenden Lehrerin Elise Imandt benannt. Durch den weiteren Zuzug von Arbeitskräften bis zur Jahrhundertwende bedurfte es weiterer Schulneubauten in Freisenbruch, Horst und Eiberg. So wurde der Gedanke an eine Neugründung einer kath. Schule für den nördlichen Teil von Eiberg bereits 1897 geäußert und schon 1899 am Schultenweg in die Tat umgesetzt, sodass der Schulbetrieb am 2.7.1900 aufgenommen werden konnte. Auch für die evang. Kinder wurde im gleichen Jahre der Grundstein für den Bau einer Schule an der Wegmannstraße gelegt und der Unterricht 1901 begonnen.

Die Kath. Eibergschule wurde fast 23 Jahre lang vom 1. Lehrer Karl Backhaus geprägt, der von einer zweiten, weiblichen Lehrkraft unterstützt wurde. Ähnlich sah es bei der Evang. Schule in Eiberg aus, die von Friedrich Georg Wegmann als 1. Lehrer 22 Jahre lang geleitet wurde. Auch ihm zur Ehre benannte man die angrenzende Straße nach ihm. War anfänglich dort die zweite Lehrstelle von Frauen besetzt, wurden ab 1909 überwiegend nur männliche Zweitlehrer eingesetzt. Beide Schulen waren anfänglich baugleich mit 2 Klassenräumen ausgestattet. In der I. Klasse wurden die älteren Jahrgänge unterrichtet, meist 5.-8. Schuljahr, in der II. Klasse dann 1.-4. Schuljahr. Anfangs lag die Gesamtschülerzahl bei 125, schwankte über die Jahre zwischen 72 minimal in 1924 und 219 maximal in 1969.

Der Schulbetrieb der jungen Schulen in Eiberg wurde durch eine Typhus-Epidemie 1904 und eine Genickstarren-Epidemie 1906 zeitweilig unterbrochen. Als konfessionelle Einrichtungen dienten die beiden Eiberger Schulen auch früh der religiösen Erziehung in Form von Bibelstunden, die dort abgehalten wurden. Später wurden zum Teil auch Gottesdienste dort abgehalten, um den Bewohnern lange Wege zu Kirche zu ersparen.

Während der Notzeiten im 1. Weltkrieges waren die Schulen oft Sammelpunkte für Wertstoffe aller Art und bestimmten Nahrungsmitteln wie Fetten, Eier und Milch, um sie gleichmäßig an die Bevölkerung über Bezugskarten ausgeben zu können. Auch die Schulkinder selbst waren mit dem Sammeln von Wertstoffen und insbesondere die Mädchen mit dem Anfertigen von wärmenden Kleidungsstücken für die Soldaten beschäftigt. Dabei spielten die Lehrer eine zentrale Verwaltungsfunktion.

Was den Unterricht anbelangt, wurden folgende Fächer unterrichtet: Religion, Deutsch mit Schreiben, Lesen und Aufsatz, Rechnen, Geographie, Geschichte, Naturkunde, Zeichnen, Gesang, Turnen und weibl. Handarbeit. Während der Kaiserzeit wurden die Geburtstage des Kaisers und der Sedanstag immer besonders feierlich incl. Gang zur Kirche begangen.

Seit der Gründung der Evang. Eibergschule wurde dort ein Schulsparkassenbuch geführt, wo jeder Schüler nach seiner Möglichkeit Geld sparen konnte. Auf Vorschlag der Amtsversammlung von Königsstelle und der Schulvorstände führte man gleiches ab April 1909 in allen Schulen des Amtes Königssteele ein.

Der Referent ging in seinem Vortrag noch auf die weiteren Schulleiter und einige Auszüge aus der alten Schulchronik der Kath. Eibergschule ein, die das Bild über das damalige Schulwesen abrundeten. Ebenso wurden zahlreiche Klassenfotos aus verschiedenen Jahrgängen gezeigt. Zwei Besucher der Veranstaltung überraschten dann noch mit zwei Relikten aus der Vergangenheit der Kath. Eibergschule: eine alte Wandlandkarte zum Aufhängen von Deutschland und ein altes Wandkreuz.

Fotos: Vereinsarchiv HGK, M.Jakubek:

kath. Eibergschule ca 1948-50 Jg 1937 mit Lehrer Maibaum Hans-Mersch   kath. Eibergschule um 1950   ev. Eibergschule 1960 Abzweig von Horst mit Lehrer Schminder   ev. Eibergschule um 1978   Referent Schlich mit den mitgebrachten Schulrelikten

Feb.
06

Mitgliederversammlung

06.02.2025

Auf der diesjährigen Mitgliederversammlung standen die Vorstandsneuwahlen im Mittelpunkt der Tagesordnung.

Zum Vorsitzenden wurde erneut Christian Schlich wiedergewählt. Zum 2. Vorsitzenden wählte die Versammlung Franz Josef Rotmann. In die weiteren Vorstandsposten wurden gewählt: Mario Schlich (Schriftführer), Tobias Sies (Rechnungsführer), Harald Vollmer (Webmaster), Dieter Eilmes (Mitgliederverwaltung) und Wilhelm Grümer, Dagmar Göring und Kurt-Jürgen le Dandeck als Beisitzer.

Besonders geehrte wurde der scheidende, bisherige 2. Vorsitzende Gregor Heinrichs für seine nunmehr 30jährige Arbeit im Verein. Seit Gründung des Vereins im Jahre 1995, an der er maßgeblich beteiligt war, hatte er die Posten eines Geschäftsführers, des 2. Vorsitzenden und fünf Jahre als 1. Vorsitzenden inne. Der Vorsitzende Christian Schlich würdigte den heute 85jährigen für seine Verdienste um die Vereinsgründung und sein Engagement um die Erforschung, Dokumentation und Verbreitung der Eiberger Geschichte. Heinrichs hat selbst Bücher geschrieben und zahlreiche Vorträge zur Heimatgeschichte gehalten. Einer seiner Lieblingsveranstaltungen ist der jährliche Schnadegang – eine geschichtlich geführte Wanderung durch und um Eiberg, bei der die Geschichte vor Ort aufgezeigt und erläutert wird. Besondere Verdienste hat er sich außerdem durch die Errichtung des Zechendenkmales an der Hobestatt im Jahre 2008 und weiteren Denkmaltafeln sowie beim „SchachtZeichen“ 2010 erworben. Als vom Hofe Hinderfeld in Höntrop-Eiberg gebürtig gilt sein Interesse auch speziell dem Ortsteil Obereiberg, wo auch der mittelalterliche Kern Eibergs liegt. Sein Engagement zielt nach wie vor immer auf die grenzübergreifende Nachzeichnung der Eiberger Geschichte auf Bochumer und Essener Stadtgebiet ab - ein Umstand, der durch die unglückliche Teilung Eibergs im Jahre 1926 hervorgerufen wurde. Daher ist sein besonderes Anliegen immer, den Kontakt zwischen den seit 1926 getrennten Gebietsteilen aufrechtzuhalten und auszubauen. Insbesondere hat er dafür gesorgt, dass die Bezeichnung „Eiberg“ in den Karten der beiden Städte nicht verschwindet. Für seine Verdienste wurde Gregor Heinrichs nun vom Verein in besonderer Weise geehrt. So wurde er mit der Ehrennadel des Vereins ausgezeichnet und zum Ehrenvorsitzenden ernannt.

Eine Überraschung erfuhr der Vorsitzende durch eine Ehrung für seine nunmehr 25jährige Tätigkeit als Vorsitzender und seiner 30jährigen Mitgliedschaft. Schlich bedankte sich bei den Mitgliedern und insbesondere den Vorstandsmitgliedern für die jahrelange, gute Zusammenarbeit, die das Geschichtsbewusstsein in der Bürgerschaft für den Ortsteil Eiberg auf Essener und Bochumer Seite wesentlich befördert hat.

Im Geschäftsbericht des Vorstandes selbst wurde über die vielfältig geleistete Arbeit in Form von durchgeführten Vorträgen, Ausstellungen und Führungen sowie über die erschienenen Schriften und den Bestand der Denkmaltafeln berichtet. Auch für das laufende Jahr 2025 sind wieder eine Denkmaltafel sowie verschiedene Vorträge und Veranstaltungen geplant. Ebenso soll das 30jährige Bestehen des Vereines im November intern gefeiert werden. Für 2026 ist dann wieder ein größeres Eiberg-Fest in Verbindung mit dem 125. Bestehen der Freiwilligen Feuerwehr Horst-Eiberg geplant.

Fotos: H.Vollmer:

Verleihung der Urkunde an Gregor Heinrichs   Verleihung der Urkunde an Christian Schlich  /img/user/img_727.jpg   Mitgliederversammlung 2025

Dez.
01

Geschichtlicher Kaffeeklatsch

01.12.2024

Der diesjährige Geschichtliche Kaffeeklatsch und gleichsam adventliche Ausklang des Veranstaltungsjahres 2024 stand unter dem Motto „Eiberg feiert Feste“. Dabei wurde über alte Feste in Eiberg geplauscht, wobei einige Lichtbilder Erinnerungen aufkommen ließen.

Obwohl die Veranstaltung diesmal etwas weniger gut besucht war, konnten sich die Anwesenden noch recht gut an die kirchlichen Festen, wie Prozessionen, Pfarrfeste und Pfarrkarneval, aber auch an die Feuerwehrfeste und Bürgerfeste erinnern.

Dabei waren in den letzten Jahren sicherlich die 850Jahr-Feier Eibergs und das „Schachtzeichen“ an der Hobestatt noch sehr präsent. Einige ältere Bilder zeigten auch Kinderschützenfeste in der Wegmannstraße, Kleverkämpchen oder auf dem Schultenweg, die insbesondere in den Nachkriegsjahren aufkamen.

Auch schulische Feste durften nicht fehlen. So das 50jährige Bestehen der Kath. Eibergschule im Jahre 1950 und die St. Martinsumzüge, die durch diese Schule organisiert wurden. Auch die Sportvereine wie Preußen-Eiberg oder der Reit- und Fahrverein Steele-Horst organisierten in der Vergangenheit größere Sportfeste, wie den „Tag des Jugendfußballs“ mit mehreren hundert Kindern und Jugendlichen oder die jährlich stattfindenden Springreit- und Dressurturniere auf dem Schulte-Bockholt-Hof mit über hundert Pferden.

Aus der älteren Vergangenheit Eibergs ist zudem noch das Scheibenschießen zu erwähnen, in dessen Tradition Ende des 19.Jahrhunderts auch ein Obereiberger Schützenverein hervor ging, die jährlich ein Königsschießen austrugen. Ein besonderes Fest war das „Theaterfest“ wo verschiedene Theatergesellschaften des Umlandes gegeneinander im Theaterwettbewerb antraten. So nahmen an solchen Veranstaltungen die beheimateten Vereine „Thalia Heil Eiberg“ und die „Theatergesellschaft Waldröschen“ teil, die insbesondere in den Zeiten zwischen den Weltkriegen ihre Auftritte u.a. im Saal des damaligen Wirtes Peter Rettgen am Schultenweg 71 hatten. Nicht zu vergessen sind auch die Sangeswettbewerbe und -feste, an denen der Höntrop-Eiberger Männergesangsverein „Deutsche Eiche“ von 1891 teilnahm bzw. diese durchführte.

Fotos: Dieter Eilmes

Beim Kaffeeklatsch    Beim Kaffeeklatsch   Zeitungsausschnitt Obereiberger Schützenverein

Nov.
17

Gedenken zum Volkstrauertag am Friedensbildstock in Obereiberg

17.11.2024

Der Einladung des HGK Eiberg waren wieder zahlreiche Bürgerinnen und Bürger gefolgt und wohnten der würdigen Gedenkveranstaltung am Friedensbildstock beim Hofe Hinderfeld in Obereiberg bei. Nach einer Ansprache des Vorsitzenden Christian Schlich zum Volkstrauertag und dem Niederlegen eines Kranzes hielt Pater Heinz Becker (SVD) eine kurze Andacht, die dem Frieden und den Opfern von Krieg und jeglicher Gewalt gewidmet war.

(Fotos: Heinrich Besler und Dieter Eilmes)

Volkstrauertag 2024   Volkstrauertag 2024   Volkstrauertag 2024   Volkstrauertag

 

Okt.
17

Die Renaturierung des Eibergbaches 2017-2021

17.10.2024

Die aufwendige Entflechtung des Eibergsbaches (ursprünglich Mecklenbecke!) vom Mischwasserkanalnetz (Regen u. Abwasser) im Bereich der Straße Weg am Berge bis zum Rückhaltebecken unter dem Parkplatz des Schwimmbades Oststadt am Schultenweg und seine anschließende, teilweise Renaturierung war Gegenstand des Vortrages.

Zunächst bot der Pressesprecher „Technik“ der Stadtwerke Essen AG, Roy Daffinger, einen Überblick in die Aufgaben und Organisation der Stadtwerke, die das Projekt maßgeblich begleitet hat. Referent Dipl.-Ing. Thomas Sümpelmann, der die Bauleitung innehatte, zeigte die komplexen Zusammenhänge der Bauausführung und der technischen Herausforderungen auf.

So mussten etliche, bis zum Teil ca. 20m tiefe Baugruben erstellt werden, von wo aus die rund 4m langen Betonfertigteile unterirdisch hydraulisch vorgetrieben wurden. Wesentliche Voraussetzung dafür war die genaue Kenntnis des Untergrundes, wozu viele Bodensondierungsbohrungen im Vorfeld durchgeführt wurden. Insbesondere war eine Kampfmittelfreiheitsuntersuchung Voraussetzung für die spätere Vortriebstechnik. Deshalb begannen die Vorplanungen bereits 2012. Letztlich fanden sich aber keine Relikte aus dem 2. Weltkrieg.

Das neue Mischwasserkanalnetz wurde zudem so dimensioniert, dass in den zum Teil bis zu 3,6m hohen Kanalröhren mit rund 30t Gewicht auch Rückhaltevolumina entstanden, damit die Klärwerke zur Ruhr hin bei Unwetter nicht überlastet werden und ungereinigtes Abwasser nicht in die Ruhr gelangt. Bemerkenswert ist auch, dass Abwässer von Bochum-Höntrop an das System angeschlossen sind, die schon seit Jahrzehnten durch eine Rohrnetz längst des Eibergbaches bis zur Straße Weg am Berge geführt werden und nun ebenfalls an das neue Mischwasserkanalsystem angeschlossen wurden.

Die fast 5jährige Bauphase ist vielen Eibergern gut in Erinnerung, waren doch die Auswirkungen auf die Befahrbarkeit der betroffenen Straßen sehr ausgeprägt, sodass auch die Buslinie über die Schirnbecker Teiche fahren musste. Ebenso wurde ein kleines Steinkohleflöz im Bereich Zeche Eiberg/Weg am Berge durchfahren, dass die recht oberflächennahen Lage der Kohle in Eiberg verdeutlicht. Letztlich ist durch diese von den Landesbehörden vorgeschriebene und sehr kostenintensive Baumaßnahme im zweistelligen Millionenbetrag nur ein relativ kleines Stück des Eibergbaches renaturiert worden, da der Bach nach wie vor unter der ehemaligen Bergehalde der Zeche Eiberg sowie unter dem Bahndamm am Schultenweg verrohrt ist, bevor er schließlich im Bereich der Kreuzung Sachsenring/Schultenweg gänzlich verrohrt zur Ruhr geführt wird.

Die zahlreich anwesenden Zuhörer hatten noch die Gelegenheit für Nachfragen, von denen sie rege Gebraucht machten und die von den beiden Referenten gerne beantwortet wurden.

Fotos: Christian Schlich und Harald Vollmer:

 Vortrag Renaturierung Eibergbach   Vortrag Renaturierung Eibergbach   Vortrag Renaturierung Eibergbach   Renaturierung Eibergbach - Schultenweg - Großer Schirnkamp - Zeche Eiberg - Falterweg   Renaturierung Eibergbach - Schultenweg - Zeche Eiberg - Falterweg   Renaturierung Eibergbach - Zeche Eiberg - Falterweg

Sep.
29

Ausstellungseröffnung „Eiberg einst und jetzt“

29.09.2024

An diesem frühen Nachmittag begrüßte der Vorsitzende zahlreiche Mitgliedern des Vereins sowie einige Vertreter*innen der Bezirksvertretung Steele/Kray und des Stadtrates zur Eröffnung der neuen Ausstellung und erläuterte kurz die Konzeption der Ausstellung.

Auf 39 Bildgegenüberstellungen wird der Wandel und die Veränderung des Ortsteils Eiberg aufgezeigt und das Interesse an der Ortsgeschichte geweckt. Die Ausstellung nimmt dabei nicht nur Motive aus Essen-Eiberg auf, sondern zeigt ebenso Bilder aus den ehemaligen Teilen Eibergs aus Stalleiken, Höntrop und Dahlhausen.

Besonderen Dank richtete der Vorsitzende an die Bezirksvertretung Steele/Kray für die finanzielle Kulturförderung und an Vorstandsmitglied Dieter Eilmes, der bei der Vorbereitung und Durchführung der Ausstellung sowie beim Fotografieren der heutigen Ansichten der alten Motive maßgeblich mitgearbeitet hat. Nach der Einführung in die Ausstellung gab es einen Rundgang mit Erläuterungen. Bei Kaffee und Kuchen klang die Eröffnungsveranstaltung aus und lud zum Plausch über die Eindrücke der Ausstellung ein.

Fotos: Dieter Eilmes

Ausstellungseröffnung  Ausstellungseröffnung  Ausstellungseröffnung

Sep.
19

Der Eiberg-Dahlhauser Bismarckturm

19.09.2024

Zu Ehren des Reichskanzlers, Fürst Otto von Bismarck als „Schmied des Deutschen Kaiserreiches“ wurde dieser in der Bevölkerung und insbesondere in der Studentenschaft verehrt. Nach seinem Ableben 1898 gab es einen ausgeschriebenen Wettbewerb der Studentenschaft in Bonn für den Bau von Bismarckgedenktürme bzw. -säulen. An seinem Geburtstag am 1. April sollten diese Türme mit einer Flamme illuminiert werden und an ihn erinnern. Vielerorts wurden auch Bismarckvereine gegründet, so auch in Dahlhausen. Der Entwurf des Architekten Wilhelm Kreis mit dem Titel „Götterdämmerung“ wurde 1899 prämiert und sollte als Vorlage zur Umsetzung der Türme genutzt werden. Aber es gab auch andere Formen, die lokal umgesetzt wurden. Für den Bau eines Bismarckturmes auf Eiberger Gebiet setzte sich der damalige Vorsitzende der Firma Dr. C. Otto & Comp., Herr Dr. h.c. Gustav Hilgenstock, ein. Aus dem werkseigenen Steinbruch am Eiberg´schen Berg wurden die Steinquader zum Bau des 13m hohen Turmes entnommen. So entstand auf dem Eiberger Flurstück „Kohlenberg“ an der Straße „Am Walde“ vier Jahre nach Bismarcks Tod der erste Bismarckturm im Ruhrtale in unserer Gegend. Durch seine Lage war er weithin sichtbar. Neben dem Schriftzug „Bismarck“ und dem Wappen der von Bismarck war zusätzlich auch eine Bronzeplatte mit dem Bildnis des Firmengründers Dr. Carlos Otto angebracht. Die Einweihung fand am 1. April 1902 statt. Spektakulär war das Abbrennen eines Feuers in einer auf dem Turme befindlichen Feuerschale, in der mit rund 1.600 Liter Benzol für 260 Reichsmark eine ca. 3m breite und ca. 8m hohe Flamme erzeugt wurde, die weithin sichtbar war.

Das Gedenken ging auch mit Feierlichkeiten im Casino der Firma Dr. C. Otto und anderen Gaststätten in Dahlhausen einher. Diese Verehrung hielt bis zum Beginn des 1. Weltkrieges an, wurde aber ab 1915 ausgesetzt. Der Bismarckturm geriet so schon früh in Vergessenheit und verfiel zusehends. Erst 1926 nach dem ersten Weltkrieg und der Ruhrbesatzung durch die Franzosen und Belgier weckte ein Zeitungsartikel wieder die Aufmerksamkeit, der die schlechten Zustände des Turmes und die Unfallgefahren hinwies. Ein Jahr später wurde dann wieder alte Tradition aufgenommen. Der Turm war indes durchaus bei der Bevölkerung ein beliebter Ausflugspunkt, da er eine herrliche Aussicht ins Ruhrtal bot.

In der NS-Zeit wurde der Turm jedoch nicht mehr für ein Bismarckgedenken benutzt, jedoch wurden im Sinne der germanisch-deutschen Ideologie dort „Sonnenwendfeiern“ durchgeführt. Mit Beginn des 2. Weltkrieges und des Aufbaues einer Luftabwehr für das Land, wurde das neben den Turme befindliche Gelände als strategischer Punkt zur Luftabwehr ausgewählt und zu einer Flak-Stellung mit vier Geschützen hergerichtet. Dabei musste der Bismarckturm zur Verbesserung des Schuss- und Sichtfeldes weichen. So wurde er kurzer Hand gesprengt und auf dem Fundament eine Scheinwerferbatterie errichtet. Aufgrund der späteren, großen Flughöhen der alleierten Bomber konnte die Flak-Stellung jedoch wenig ausrichten, so dass die Geschütze noch vor Kriegende abgebaut und durch Attrappen ersetzt wurden.

An den Bismarckturm erinnerte heute nur noch ein verwildertes Flurstück, das aufgrund der Bodenbeschaffenheit nicht landwirtschaftlich genutzt werden kann. Auch die freie Sicht ins Ruhrtal ist heute durch Baumbewuchs nicht mehr gegeben. Dennoch war der nur 37 existierende Turm lange Zeit eine Landmarke in unserer Heimat, an den noch die bis 1988 betriebene Gaststätte „Zur Bismarckhöhe“ von Käthe Sendt geb. Küpper-Fahrenberg an der Höntroper Straße 29 erinnerte. Auch in Dahlhausen hieß die heutige Straße „Am Ruhrort“ zeitweilig „Bismarckstraße“ zur Ehrung des einstigen Reichskanzlers Otto von Bismarck.

(Fotos: Archiv HGK Eiberg: )

 Bismarckturm um 1936  Am Walde - Bismarckturm  Karte 1969 - Flakstellung Oben in Eiberg

Aug.
22

Eiberger Straßen – Der Eibergweg

22.08.2024

In seinem Vortrag ging der Vorsitzende Christian Schlich auf die einstige Verkehrsverbindung zwischen Stalleiken und Eiberg ein, die sich ursprünglich längst der ehemaligen Schirnbecke entlang zog. Der 1919 erstmals mit dem Straßennamen „Eibergweg“ belegte Verbindungsweg begann an der Schirnbecker Teiche und endete am heutigen Stalleikenweg. Dort befanden sich die Kotten „Schulte in der Heide“, Plesken in der Heide“ (später Brandhoff und Renzel) und „Storp“ (später Klüwer), der die Eiberger Schmiede betrieb. Diese Kotten sind etwa zu Beginn des 18. Jahrhunderts entstanden, als die letzten größeren Waldbestände in Eiberg gerodet wurden und das urbar gemacht wurde. Als es noch keine Straßenbezeichnungen gab und die Häuser nur durchnummeriert wurden, begann die Zählung der Häuser im äußersten Nordosten beim Kötter „Schulte in der Heide“. Etwas südwestlich davon lag der Kotten Beisemann, später Brimberg. Der fünfte Kotten war der Kotten Hackmann (später Hovestadt), der erst vor wenige Jahren abgerissen wurde. Dort gabelte sich der Weg einst zum einen in Richtung Westen längst dem Schirnbecke-Tal und zum anderen Richtung Südwesten über die Felder der heutigen Umspannanlage zur heutigen Straße „Schirnbecker Teiche“ verlaufenden Verbindung. Die zuvor genannten Kotten lagen alle auf dem heutigen Wattenscheider Ortsteil Eibergs.

Auf Essener Seite lagen am Eibergweg weitere Kotten, die schon vor 1900 abgerissen bzw. aufgegeben wurden. Es waren meist Häuser der alten Höfe Schulte-Bockholt, Brandhoff und Feldmann, die an Tagelöhner vermietet wurden. So besaß der Schulte Bockholt den „Kotten im großen Kamp“ auf der heutigen Stadtgrenze sowie den Kotten „Niedick“. Ebenso besaß der Hof noch zwei weitere Kotten am Eibergweg, den „Lehmkuhlskotten“ und den Kotten Bockholt. Während letzterer ebenfalls nur an Tagelöhner vermietet wurde, kam der Lehmkuhlskotten schon früh in das Eigentum eines Sohnes des Hofes Schulte-Bockholt namens Evert (=Eberhard). Erst 1893 gelangte der Kotten in den Besitz des Bergmann Wilhelm Assmuth, dessen Nachfahren dort noch wohnen. Der „Kotten im Reibenkamp“ gehörte dem Hofe Brandhoff (heute Kamann) und wurde um 1800 an Franz Hegemann vermietet, aber zumeist ab ca. 1850 von Angehörigen der Familie Brandhoff selbst genutzt.

Der größte Kotten am Eibergweg war der Bamberg Kotten. Er existiert noch heute am Eibergweg 9 und ist ein Abspliss vom Hofe Feldmann, der Eigentum des Kloster Sterkrade war. Noch 1804 mussten die Eheleute Heinrich Wilhelm Baumberg um die Pachtung des Kotten bei der Äbtissin vom Kloster Sterkrade nachsuchen. Über Gathmann kam der Kotten 1865 in die Hände von Heinrich Friedrich Beckmann aus Wattenscheid, der schon früh in der Eiberger Gemeindevertretung und von 1879-1914 lange Zeit als Gemeindevorsteher tätig war. Als die Beckmanns 1915 ohne direkte Erben starben, fiel der Kotten an den Landwirt Georg Brüggeney aus Bochum-Stiepel, deren Nachfahren noch den Kotten zum Eigentum besitzen. In der Folgezeit wurde das Haus und die Ländereien bis heute verpachtet.

Das letzte Gebäude, das zum Eibergweg zählte und 1867 entstand, ist der Kotten Teigelack, den der Bergmann Heinrich Teigelack auf einem angekauften Grudstück des Hofes Brandhoff im Reibenkamp errichtete. Lange Zeit wurde das Haus unter Eibergweg 25 geführt, obwohl es zumeist wegen der besseren Wegeverhältnisse vom Sachsenring aus angedient wurde. Erst um 1970 wurde die Adresse in Sachsenring 105 a verändert.

Der heutige, auf Essener Gebiet existierende Eibergweg ist nur noch ein kurzer, schmaler Weg mit den vier Häusern 5, 9, 11 und 13. Auf Wattenscheider Seite heißt die Straße heute „Freisenbruch“, die seit dem 2. Weltkrieg deutlich nachverdichtet worden ist. Zuletzt entstand dort nach dem Abriss der alten Eiberger Schmiede die neue Straße „Zur alten Schmiede“.

 

Vortrag Eibergweg  Bambergkotten   Kotten Brimberg 2014   Kotten Plesken in der Heide - Renzel um 1980

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